Von skeptischen zu glücklichen Mieterinnen und Mietern

Zufriedene Mieterinnen und Mieter, zufriedene Besitzer: So lautet das Fazit einige Jahre nach der energetischen Sanierung und Modernisierung eines Mehrfamilienhauses in Ostermundigen bei Bern. Die deutlich tieferen Nebenkosten und das angenehme Wohnklima machen die (moderate) Mietzinserhöhung für die Mieterschaft mehr als wett.

 

«Die Mieter waren anfänglich sehr skeptisch.»

 

Rudolf Marti erinnert sich gut an den ersten Informationsabend, an dem er die Mieterschaft über seine Sanierungspläne informierte. Er stiess auf Misstrauen und kritische Fragen: Werden die Mieten teurer? Müssen wir ausziehen? Was ist mit all dem Lärm und dem Dreck während der Umbauphase?


Marti beruhigte und erklärte: Eine Sanierung des Mehrfamilienhauses, das bereits seit Längerem in Familienbesitz war, sei dringend nötig. Das Dach sei undicht, an den Fenstern bilde sich Kondenswasser, die Heizkosten seien horrend. Die Besitzer wollten die Bausubstanz nicht einfach verfallen lassen: «Das Ziel der Sanierung war der Werterhalt des Hauses, nicht der Profit.» Für Marti, mittlerweile pensionierter ETH-Agrarökonom, gab es keine Zweifel, dass der Energieverbrauch sinken musste. Von Vorteil war, dass das Haus nicht bereits mit einer hohen Hypothek belegt war.

Die Mieterinnen und Mieter miteinbeziehen

Die zum Teil langjährigen Mieterinnen und Mieter sollten miteinbezogen werden und vom Umbau profitieren. Auch sollte das nicht gerade schöne Gebäude durch den Umbau an Ästhetik gewinnen und besser in die Umgebung passen. Die neue Holzfassade harmoniert nun mit dem nahen Wald und den umstehenden ehemaligen Bauernhäusern. Marti setzte für den Umbau auf ein lokales Architekturbüro mit viel Erfahrung in energetischen Sanierungen.

 

«Wir sind sehr zufrieden.»

 

Das Resultat überzeugt auch die skeptischen Mieterinnen und Mieter. Die deutlich tieferen Nebenkosten machen die (bescheidene) Mietzinserhöhung nahezu wett. Hinzu kommt das bedeutend angenehmere Wohnklima, die bessere Schalldämmung gegen den Strassenlärm und die fast doppelt so grossen Balkone. Auch die Aussicht auf eine Waschmaschine hat der Mieterschaft die mühselige Umbauphase etwas versüsst. So ging die energetische Sanierung des Gebäudes mit einer umfassenden Modernisierung einher. Der Förderbeitrag aus dem Gebäudeprogramm wurde von der Besitzerfamilie auf die Mieten angerechnet. «Wir sind sehr zufrieden», resümiert eine langjährige Mieterin.

Auch ein Mittelweg kann viel bewirken

Energetisch wirksam sind die Solarpanels auf dem Dach, die genügend Sonnenlicht einfan-gen, um im Sommer das Wasser zu wärmen. Die Ölheizung wurde beibehalten, weil sie erst vor zehn Jahren erneuert worden war und eine Lebensdauer von weiteren zehn Jahren hat. Doch die bessere Dämmung des Hauses reicht aus, um den Ölverbrauch deutlich zu reduzie-ren. Wichtig war dabei, dass auch die Balkone energetisch saniert und die Kältebrücken be-seitigt wurden. Zudem lassen die neuen grossen Fensterfronten im Treppenhaus viel mehr Tageslicht ins Haus, was nicht nur freundlicher wirkt, sondern auch den Stromverbrauch re-duziert.

«Es muss nicht die Maximalvariante sein», ist Marti überzeugt. Auch ein Mittelweg kann viel bewirken und schliesst späteres Nachrüsten nicht aus. Einige Ideen sind bereits da: zum Beispiel mehr Solar auf dem Dach oder eine Erdsonde anstelle der Heizung.

Massnahmen Gebäudehülle

Dach/Terrasse 180 mm Mineralwolle/Steinwolle
Betondecke zum Estrich 140 mm Mineralwolle / Steinwolle
Betonboden zum Keller 125 mm expandiertes/extrudiertes Polystyrol (EPS/XPS)

Weitere Massnahmen

 
  • Die Balkone wurden ersetzt und vergrössert und dabei die Kälte-/Wärmebrücken beseitigt.
    Die Bäder und/oder Küchen wurden ersetzt (nicht energetisch wirksam).

Wirtschaftlichkeit

Investitionen in die Erneuerung ~ 179’800 Franken (Fr.)
Förderbeiträge inkl. Steuerabzügen    ~ CHF 80'200 Fr.
Eingesparte Energie- und Betriebskosten (Barwert) ~ CHF 263'700 Fr.

Berechnungsgrundlage: grobe Schätzung Fachperson.

Jährlicher Energiebedarf

Vor der Erneuerung ~ 136,0 Kilowattstunden (kWh)/m2  Energiebezugsfläche (EBF)
Nachher ~ 33,0 kWh/m2 EBF

Berechnungsgrundlage: Schätzung auf Basis der U-Wert-Berechnung einzelner Bauteile